Aufbruch Fahrrad

6. August 2018 - Christian Saris - Lesezeit: 4 - 5 min.

gedanken politik verkehr

Gestern fuhr ich mit dem Fahrrad von Arnheim nach Duisburg. Von den insgesamt 124 Kilometern verliefen 73 in den Niederlanden und der Rest in Deutschland. Die ersten 73 km waren ein Traum, die Weiteren haben mich zum Nachdenken angeregt, denn mit dem Überschreiten der niederländisch-deutschen Grenze änderten sich die Bedingungen drastisch.

Niederlande: Die ersten 17 Kilometer zwischen Arnheim und Nijmwegen verliefen auf einem Radschnellweg, dem RijnWaalpad: Ein etwa 3-4 Meter breiter Streifen für Fahrräder, der zwei Fahrspuren hat und losgelöst vom Autoverkehr verläuft. Der Radschnellweg ist vorfahrtberechtigt und an den wenigen Kreuzungen mit anderen Straßen wurde bei Planung darauf geachtet, dass diese stets gut einsehbar sind. Auch wenn man sportlicher unterwegs ist, sieht man schon von Weitem sich nähernde Autos und kann auf die Situation angemessen reagieren. Andersherum sehen auch Autos von Weitem, dass sich Fahrräder nähern. So ist wirklich ein zügiges und entspanntes Radeln bei nahezu konstanter und auch hoher Geschwindigkeit möglich. Zu keinem Zeitpunkt fühlt man sich hier unsicher. Aber auch der weitere Verlauf, der mich am Leukermeer und Venlo vorbeiführte war stets dadurch gekennzeichnet, dass die Bedingungen für Radler*innen nahezu perfekt waren. Wenn es keinen Radschnellweg gab, so gab es doch immer gut ausgebaute Fahrradwege in beide Fahrtrichtungen… und das fast ohne Bodenwellen. Toll: Grüne Welle bei Fahrradampeln oder aber Taster, die ohne Verrenkung erreichbar sind und gefühlt sofort auf grün schalten. Die Bordsteinabsenkungen waren in einer Art realisiert, die sie beim Überfahren kaum spürbar machten. Die Konsequenz war verblüffend:

Alle Fahrrafahrerinnen fuhren auf dem Fahrradweg, inklusive Rennradfahrerinnen, und das völlig stressfrei.

In Deutschland ist dies eher die Ausnahme als die Regel.

Unterwachsende Wurzeln, Bodenwellen, nervige, den Verkehrsfluss verlangsamende Bordsteinabsenkungen, Radampeln, die nur nach Knopfdruck für den Radverkehr auf Grün schalten, während in gleiche Richtung fahrende Autos Grün haben, fragwürdige Fahrradschutzstreifen, die dicht an parkenden Autos verlaufend eher Gefahrenquelle als sicherheitsfördernd sind… alles das macht wirklich keinen Spaß und veranlassen vor allem Rennradfahrer*innen - aber auch mich - den Fahrradweg nicht zu benutzen. Wer schon einmal sportlich unterwegs war, weiß genau wie sehr es einen durchrüttelt, wie sehr es weh tut und wie gefährlich es ist, wenn Bodenwellen überfahren werden müssen. Ein zügiges Fahren bei konstanter Geschwindigkeit ist in der Regel auch nicht möglich, insbesondere in urbanen Räumen.

Wenn das Fahrrad - insbesondere in urbanen - Räumen als ein Fortbewegungsmittel der Zukunft angesehen wird, so sollte sich das planungspolitische Verständnis und auch die politische Sichtweise auf den Ausbau der Fahrradinfrastruktur grundlegend ändern. Ein Blick in die Niederlande lohnt in jedem Fall. AufbruchFahrrad ist eine Volksinitiative, die versucht, in NRW diese politische Sichtweise zu ändern. Unterstützt bitte diese Initiative durch Eure Unterschrift! Wenn ihr unterschreiben wollt, könnt ihr dies, indem ihr Euch einen Bogen ausdruckt und unterschreibt. Näheres zur Initiative auf der Seite des Bündnisses:

https://www.aufbruch-fahrrad.de oder auf der Facebookseite (AufbruchFahrrad)