Whatsapp & Telegram, begone!

24. Januar 2020 - Christian Saris - Lesezeit: 2 - 3 min.

gedanken nerds' stuff software technologie

Es gibt eine Vielzahl von Messengern. Unterschiedliche Leute nutzen unterschiedliche Messenger aus wiederum unterschiedlichen Gründen. Ob nun WhatsApp, Telegram, Signal, Discord, Jabber, Facebook Messenger, iMessage, Viber, Wire, WeChat oder - insbesondere bei Arbeitsgruppen verbeitet - Slack, Mattermost, Matrix und Rocketchat - alle diese Protokolle oder Technologien benötigen eigene Clients und sorgen für Unmengen an gewollten oder eben auch ungewollten Datenverkehr.

Privat nutze ich eine Vielzahl dieser Dienste. Grundsätzlich gilt: Je mehr Software auf einem Rechner oder Telefon installiert ist desto mehr potenzielle Sicherheitslücken gefährden die Integrität des Systems. Außerdem möchte ich nicht, dass auf diese Weise unnötig viele Daten von mir auf den Servern irgendwelcher Dienstbetreiber landen. Lange Rede kurzer Sinn: Ausmisten ist angesagt!

Wer mich fortan erreichen möchte, tut dies bitte über Signal, SMS oder Mail.

Bei Gruppen, die Rocketchat, Slack oder Mattermost benutzen, werde ich natürlich weiter mit diesen Clients mitarbeiten.

Aber Nachrichten über alle anderen Kanäle werde ich nicht mehr oder nur sehr sporadisch beantworten. Meinen WhatsApp-Account werde ich löschen, ebenso bald auch meinem Telegram-Account (unverschlüsselte Gruppenchats sind nämlich auch nicht so geil). ;-)

Links zum Thema:


'Resource Exhaustion', 36c6@leipzig

5. Januar 2020 - Christian Saris - Lesezeit: 12 - 14 min.

nerds' stuff reisen technologie

Rückblick

Vor 13 Jahren war ich zum ersten und einzigen Mal beim Chaos Communication Congress. Damals - beim 23c3 - war es eine zugleich emanzipatorische aber auch etwas ambivalente Erfahrung, die ich damals im Berliner Kongresscenter sammeln konnte. Emanzipatorisch deshalb, weil sich damals in meinem Umfeld nur wenige Menschen fanden, die eine Diskussion über Tech-Nerd-Themen in Verbindung mit gesellschaftlichen Belangen interessant fanden. Wenn man sich über Dinge wie Hacken - ob nun im technischen oder im sozialen Kontext gemeint - unterhalten hat wurde es ab einem bestimmten Punkt schwierig, sein Umfeld zu überzeugen, dass es lohnt, sich darüber Gedanken zu machen, dass das Technisches immer mehr in das Soziale hineinwirkt. Auf dem Kongress war dies nicht der Fall. Hier war es möglich, 24/7 Gespräche hierüber zu führen, ohne jemanden überzeugen zu müssen oder zu langeweilen. Alle waren dorthin gekommen, um diese Gespräche zu führen, um sich auszutauschen, um gemeinsam Technik und Gesellschaft zu hacken, um anzupacken und zu gestalten und: um gemeinsam Spaß daran zu haben.

Auf der anderen Seite war im Umfeld des Kongresses auch immer ein Millieu des Chauvinismus zu spüren. Stellte man eine Frage, so kam es nicht selten vor, dass von bestimmten Leuten einem vorgeführt wurde, wie schlecht man die Frage gestellt habe und dass dies ja zeige, wie wenig Ahnung man doch habe. Außerdem tat sich der Club sehr schwer tat, politisch eindeutige Aussagen gegen Rechts zu machen, was ich missbilligte.

Things changed a lot

Das alles ist jetzt dreizehn Jahre her und die Dinge haben sich zum Glück stark verändert. Unter dem Motto Resource Exhaustion fand der Kongress - der 36c3 - in diesem Jahr in Leipzig statt. Etwa 15.000 Teilnehmer*innen fanden den Weg in die Leipziger Messehallen. Direkt hinter der Eingangstüre wurde man von einem Banner begrüßt, der Chauvinismus und Nationalismus als unvereinbar mit den moralischen Grundsätzen des Clubs erklärte (später hing daneben eine Antifa-Flagge).

Aber auch nach dem Einlassprozedere wurde deutlich, dass sich einiges geändert hat. Das Publikum war bunt gemischt. Der Frauenanteil war vor 13 Jahren noch sehr gering. Dieses mal hatte ich das Gefühl, dass es nahezu ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis gab. Das Publikum war in fast allen Belangen erfreulich divers. Der Anteil der jungen Familien war ebenfalls spürbar hoch: Ein eigener Bereich für Kinder war eingerichtet und er wurde rege genutzt. Beim Opening-Event wurde ganz klar gestellt, dass man hier genau richtig ist, wenn man neugierig ist. Spezialwissen sei zwar nett aber keine Eingangsvoraussetzung, um hier mitzumachen. So soll es sein!

Der Ort des Geschehens - die Messe Leipzig - war deutlich größer als das Berliner Kongresszentrum zum 23c3. So kam es, dass sehr viele Leute mit unterschiedlichsten Fortbewegungsmitteln umherfuhren und -liefen… und zu meinem Verblüffen alles konfliktfrei. Alles funktionierte auffallend reibungslos. Niemals sah ich Müll auf dem Boden liegen. Alles schien wohlorganisiert. Bei den Unisex-Toiletten gab es keine Schlangenbildung. Dort aufgehängte Schilder von help.ccc.de wiesen nach den diskutierten Übergriffen auf die Nummern von Hilfe-Nummern hin.

Freiwillige Helfer - so genannte Engel - halfen als Platzanweiser*innen, Türaufhalter*innen, Mülleinsammler*innen. Sie moderierten die Veranstaltungen an, sie dolmetschten synchron in Französisch, Englisch oder Deutsch, sie sorgten für Sauberkeit überall auf dem Gelände und natürlich auch hinter den Kullissen. Einfach toll, wenn soetwas so professionell auf Grundlage von Ehrenamt gelöst wird. Ein großes Danke an alle Engel!

Und inhaltlich so?

Gegenüber meinem letzten Besuch vor 13 Jahren hatte sich auch die inhaltliche Aufstellung massiv verändert. Damals war die Erkenntnis, dass der technische Fortschritt eine Menge ethischer und sozialer Themen tangiert noch recht jung. Heute ist dies allgemein bekannt und die Themen waren so divers wie das Publikum. Ich lernte u.a. etwas über

Ungefähr zur Halbzeit des Kongresses wurde mir bewusst, dass ich einen Schwerpunkt auf die zahlreichen Assemblies setzen sollte. Auf diese Weise war es möglich, Lockpicking auszuprobieren, mit den Macher*innen der Rohrpost aus Halle 3 zu sprechen, T-Shirts im Siebdruckverfahren herzustellen, zu löten und ganz viele Gespräche mit interessanten Leuten zu führen.

Resümee

Ich bin immer noch stark begeistert und mein Fazit lautet: Nächstes Jahr auf jeden Fall wieder. Der Urlaubsantrag ist schon gestellt. :-) Schön wäre es ja, wenn der Kongress im nächsten Jahr auch in NRW endlich einmal als Bildungsurlaub anerkannt würde.

Update

Weitere Berichte über den 36c3:

Anhang: Notes to myself

Dies sind meine Erkenntnisse, die ich fürs nächste Mal festhalten möchte:

  • Talks sind cool, Assemblies sind cooler!
    Die Talks in den großen Hallen sind interessant und gut. Man kann sie aber - wenn man das möchte - in der Regel alle später im Nachgang noch in der Aufzeichnung anschauen. Bei den Assemblies ist das nicht der Fall. Man trifft dort auf jeden Fall die interessanten Leute und dort werden Themen angesprochen, die nicht unbedingt die breite Öffentlichkeit der nunmehr doch 17.000 Kongressteilnehmer*innen interessiert.
  • Scooter!
    Die Messehallen in Leipzig sind groß und der Kongressbesuch ist anstrengend. Grund genug, Kräfte für das Wesentliche aufzusparen. Viele Leute nutzten Fahrzeuge (wie Scooter, eScooter oder Fahrräder), um von A nach B zu kommen, ich nicht. Schaue ich auf meinem Fitnesstracker, dann habe ich 20k-30k Schritte pro Tag zurückgelegt. Auf dem 36c3 gab es an verschiedenen Stellen Scooterparkplätze, so dass das Mitführen und Abstellen unproblematisch war. Überraschend, wie rücksichtsvoll, harmonisch und unproblematisch der Verkehr dort ablief.
  • Notebook!
    Das nächste Mal werde ich wieder ein Notebook mitbringen. Alleine ein Phone/ Tablet ist nicht ausreichend. Manchmal möchte man einfach Sachen ausprobieren, die nur mit Hardwaretastatur zu erledigen sind.
  • Ohrenstöpsel!
    Auf dem Kongress ist alles interessant und aufregend. Man kann nicht alles mitbekommen. Wichtig ist, für Ruhezeiten zu sorgen. Mit einplanbar sind trotz der vielen Leute durchaus Powernaps vor Ort, denn neben dem Quiet Hack Center finden sich zahlreiche andere Ruheplätze: An verschiedenen Orten finden sich gepolsterte Sitzmöbel, Liegesäcke oder Hängematten zum Schlafen. Für mich allerdings wichtig: Ohrenstöpsel einpacken! Denn die Schlafmöbel sind meistens nicht von Ruhe umgeben (Ausnahme: Quiet Hack Center).
  • DECT-Telefon
    Es klingt antiquiert, aber ein nützliches Helferlein auf dem Kongress ist ein DECT-Telefon. Einfach ein Haustelefon von zu Hause mitbringen, eine Nummer reservieren und schon ist man über das interne Haustelefon auf dem ganzen Gelände erreichbar. Alternativ war es auch möglich, eine SIM-Karte vom NOC zu bekommen und auf das kongresseigene GSM-Netzwerk zurückzugreifen oder per SIP zu telefonieren, aber das war ein wenig wackelig (und nicht jede*r hat ein Dual-SIM-Telefon). Vorteil: Interessiert man sich für ein Projekt/ Assembly/ etc. und findet man niemanden vor Ort vor, kann man so unkompliziert dort anrufen.


Neues von der Shell

31. Dezember 2019 - Christian Saris - Lesezeit: 5 - 6 min.

nerds' stuff software

Ich arbeite oft an der Shell und ich kann behaupten, dass sich in letzter Zeit für mich einiges getan hat in puncto intuitivem Arbeiten. Mit diesem Artikel möchte ich auf einige Projekte und Erweiterungen hinweisen, die mir die tägliche Arbeit mit der Shell versüßen - sowohl daheim auf dem Mac als auch auf der Arbeit unter Linux.

Fish Shell

Unter Linux habe ich schon seit einiger Zeit fishshell im Einsatz gehabt. Im Gegensatz zur Standard bash bietet diese Shell einige intuitive Schmankerl. Beispielsweise erhält man eine wirklich gute Autovervollständigung, die sich zum Einen an der Shell-History orientiert und zum anderen an den Manpages der Kommandos. Die Completion wird zum Teil mit einer Dropdownliste angezeigt, was für Shellumgebungen schon sehr sophisticated ist.

Weiterhin ist die fisshell schön bunt, mit Themes erweiterbar und sie hat im Gegensatz zur Bash eine sehr einfach zu erlernende Skriptsprache. Ein wesentlicher Nachteil ist jedoch, dass sehr viele Funktionen nicht bash-kompatibel sind. So hat man eventuell ein Toolset schon geschrieben und muss feststellen, dass es unter fishshell nicht richtig läuft (und umgekehrt).

Wer neu an der Kommandozeile ist, für den kann fishshell durchaus etwas sein. Das Projekt entwickelt sich auch gerade rasant. Ich bin gespannt.

ZSH

Mit dem letzten Update auf MacOS Catalina hat sich die Standard-Shell plötzlich auf zsh geändert und da nach dem Update nichtmals mehr die bash-completion funktionierte sah ich mich gezwungen, mich mit diesem Thema auseinanderzusetzen.

Und die Features von ZSH überzeugen:

  • Themes machen die Shell sehr ansprechend und es lassen sich viele Informationen ausgeben.
  • Pfad-Vervollständigung: /v/lo vervollständigt sich per -Taste zu `/var/log`
  • Kommandovervollständigung (mit aktivierten plugin zsh-autosuggestions) ähnlich der fishshell
  • Variablenvervollständigung: echo %PATH vervollständigt sich per -Taste zum Inhalt der PATH-Variable
  • PID-Vervollständigung: kill firefox vervollständigt sich per -Taste zu `kill 995`, also die Prozess-ID wird ermittelt und ausgegeben.
  • und vieles mehr, zum Beispiel [hier beschrieben].

iTerm2

Gestoßen bin ich auf allerlei Hilfreiches rund um das Thema Shell. iTerm2 erweitert das Standard Terminal von MacOS X in einer sehr ansprechenden Weise. Es liefert viele Zusatzfunktionen, die man gerne im Standardterminal hätte. Ein Blick auf die Featurelist lohnt durchaus.

Oh my zsh

Oh-my-zsh ist eine Erweiterung für ZSH, die etliche Themes und Plugins bereit hält. Diese erleichtern die Arbeit sehr. Mit ohmyzsh und dem geeigneten Theme lassen sich zum Beispiel out-of-the-box visuell ansprechend Informationen über den git-status anzeigen, sobald man in ein mit git verwaltetes Verzeichnis wechselt. Es werden Return-Codes nach der Beendigung Kommandos ausgegeben und vieles mehr. Eine detaillierte Installationsanleitung findet sich hier.

fzf, fd und bat

In einer Folge der Freakshow wurde ich auf drei weitere nützliche Helferlein aufmerksam. Diese seien hier auch kurz angerissen:

  1. fzf ist ein fuzzy-finder für die Kommandozeile. Das Programm liest von STDIN und sucht mit fuzzy-logic nach dem Vorkommen einer Zeichenfolge. Der Clou dabei, es reduziert die Zeilen des durchsuchten Text auf die Matches und man ist mit den Cursorsteuertasten in der Lage eine Zeile auszuwählen und deren Wert mit auszugeben.
  2. fd ist eine besonders schnell und benutzerfreundliche Alternative zu find.
  3. bat ist eine Alternative zu cat. bat gibt ebenfalls Dateiinhalte aus, verleiht der Ausgabe aber noch Syntaxhighlightning, Zeilennummerierung und Pagination.

Drei Helferlein, die es sich durchaus lohnt, mal anzuschauen. Highly recommended. :-)


Siegel am 47 nach Widerspruch entfernt

21. Dezember 2019 - Christian Saris - Lesezeit: 7 - 9 min.

duisburg gedanken kultur politik soziokultur

Einer Pressemitteilung zufolge ist das Siegel zum interkulturellen Projektladen “47” auf der Münzstraße 47 in Duisburg am 20. Dezember 2019 vom Ordnungsamt wieder entfernt worden, nachdem die Räumlichkeiten am 12. Dezember 2019 versiegelt worden waren. Die Betreiber berichten, dass sie erfolgreich Widerspruch bei der Duisburger Ordnungsbehörde eingelegt haben. Hier der vollständige Wortlaut der Pressemitteilung - Quelle: Facebookpost

Widerstand lohnt sich! Das Ordnungsamt hat die Versiegelung entfernt. Wir dürfen nun endlich wieder in unseren Laden…

Was das jetzt bedeutet und wie es dazu kam:

  1. Wir haben Widerspruch gegen diese unverhältnismäßige Maßnahme eingelegt (könnt ihr unten lesen).

  2. Wir haben uns geweigert die Sichtweise des Ordnungsamts zu akzeptieren und juristische Schritte angekündigt.

  3. Wir haben folgende Zugeständnisse gemacht:
    • Wir haben uns bereit erklärt die letzten öffentlich angekündigten Veranstaltungen abzusagen (sind sie ja schon)
    • keinen Alkohol mehr auszugeben (müsst ihr mitbringen)
    • nicht explizit zu Getränkespenden aufzurufen (weswegen wir das hiermit implizit tun, weil wir das dürfen!)
  4. Das Ordnungsamt beharrte weiterhin darauf, dass wir die Räumlichkeiten “nur für Renovierungszwecke nutzen” Wir haben dem nicht zugestimmt, weil es bullshit ist. Wir haben das Ordnungsamt zur sofortigen Entfernung der Siegel aufgefordert und siehe da - die Siegel wurden entfernt.

Wir haben Räumlichkeiten in denen wir unsere Vereinsarbeit ab jetzt wieder durchführen können, nachdem das Ordnungsamt vor einer Woche den Spieleabend aufgelöst hat.

Und jetzt? Jetzt spielen wir wieder ein Spiel. Es heißt “Greyzone Duisburg”

  • wir laden euch ein, uns am morgigen Samstag 21.12. ab 19 Uhr bei ersten Aufräumarbeiten zu helfen (es ist Samstag, da ist unsere Arbeitsmoral eher niedrig… Kronkorken wegräumen ist aber Arbeitsanweisung)

  • Wir werden kein Bier da haben, aber unser Kühlschrank steht mitten im Raum, also wenn ihr eure mitgebrachten Getränke kühlen wollt, dürft ihr das selbstverständlich tun.

  • Sollte das Ordnungsamt vorbeikommen, müssen wir alle gucken, dass wir auch tüchtig arbeiten und nicht schon wieder Pause machen. (vielleicht einen Lappen nehmen und in Kreisbewegungen über die Wand wischen - ihr seid sicher kreativ - vielleicht wird ein lustiger Film draus)

  • Da uns ja weiterhin potenziell Bußgeld droht und wir den Auszug nun bis 31.12. nicht mehr schaffen, kommen einige Kosten auf uns zu. Und da ihr ja die Getränke mitnehmt, würden wir uns freuen, wenn ihr uns einfach so, weil ihr uns mögt, eine kleine bis mittlere Spende unbeobachtet in die Unterhose steckt.

  • Das Ordnungsamt wird diesen Text bestimmt lesen und vielleicht vorbeikommen, weil es so seine Art ist soziokulturelle Ereignisse staatlich zu überwachen - verhaltet euch ruhig und kooperativ - wir halten uns ja an die Regeln der Greyzone.

Wir lassen uns nicht einschüchtern. Wir nehmen uns das Recht auf Stadt!


Hier unser erfolgreicher Widerspruch beim Ordnungsamt:

“Wir, der „47 e.V.“, legen Widerspruch ein gegen die Versiegelung der Ladentüren und die Verweigerung des Zutritts zu den gemieteten Räumlichkeiten. Uns wird nun seit 7 Tagen der Zutritt zu unseren Räumlichkeiten verwehrt, während das Licht ununterbrochen brennt und der Mülleimer vor sich hin stinkt. Wir wollen unsere gemeinnützige Arbeit fortsetzen und das Ladenlokal am 31.12. rechtzeitig leergeräumt und besenrein an unseren Vermieter übergeben. Dies vertragsgemäß zu bewerkstelligen ist uns schon jetzt durch die unverhältnismäßige Behinderung unserer Ausräumarbeiten auf Basis von ehrenamtlichem Engagement so kurz vor Weihnachten nicht mehr möglich. Zudem gefährden die erzwungene Absage der geplanten Veranstaltungen und die drohenden zu zahlenden Mietkosten für eine nun unausweichliche verzögerte Übergabe die Existenz unseres gerade gegründeten Vereins finanziell. Wir fordern darüber hinaus eine schriftliche Mitteilung inklusive Begründung für diese Maßnahme. Bisher haben wir keinerlei Dokument erhalten. Wir verstehen das Handeln des Ordnungsamtes als Schikane der Stadt Duisburg gegen soziokulturelle Projekte in dieser Stadt, die uns unsere Arbeit immens erschwert und darüber hinaus einen schönen Abschluss unseres von vielen Seiten gelobten einjährigen Projektes komplett versaut hat. Erste Gespräche mit dem Ordnungsamt am Montag 16.12. führten zu keinem akzeptablen Ergebnis.

Wir danken letztlich Ordnungsdezernenten Paul Bischof persönlich für die Wertschätzung, die er unserem Projekt durch seine mehrfache Gesprächsbereitschaft mit im Nachgang entgegengebracht hat – das möchten wir ausdrücklich in Kontrast zur Beschwerde herausstellen. In einem Telefongespräch haben wir uns auf folgendes geeinigt:

Wir nehmen zur Kenntnis, dass der Ausschank alkoholischer Getränke in einem Gaststättengewerbe ohne Ausschanklizenz nicht gestattet ist. Um weiteren Missverständnissen vorzubeugen werden wir die explizite Spendenempfehlung entfernen. Für die letzten Tage bis Weihnachten werden wir von der Ausgabe alkoholischer Getränke gegen Spende absehen. Das Ordnungsamt versichert im Gegenzug dafür, dass das Ladenlokal in der Münzstraße 47 noch heute, 19.12.19 durch die Entfernung der Siegel wieder zugänglich gemacht wird.

Die Klärung der Frage, ob wir als gemeinnütziger Verein ohne Gewinnerzielungsabsicht eine solche Lizenz für das Aufstellen eines frei zugänglichen Kühlschranks zur Entnahme von Getränken gegen Spende nachweisen müssen, behalten wir uns vor auf juristischem Wege prüfen zu lassen. Warum dies eine Bedingung für die Entfernung der Siegel und die Wiedergewährung des Zutritts zum Ladenlokal für unsere tägliche Vereinsarbeit inklusive Aufräumarbeiten und interne Treffen relevant sein soll erschließt sich uns nicht. Wir fordern das Ordnungsamt der Stadt Duisburg dazu auf, unverzüglich die Siegel von den Türen unseres Ladenlokals zu entfernen und weitere Sachverhalte auf kooperativem und lösungsorientiertem Wege zu führen. Das gute Gespräch mit Herrn Bischof hat gezeigt, dass dies ein sinnvollerer Weg für beide Seiten ist. Sollte das Ladenlokal bis Freitag 20.12.2019 um 14 Uhr nicht von beiden Siegeln befreit sein, werden wir rechtliche Schritte gegen die Stadt Duisburg einlegen. “


Duisburger Ordnungsamt schließt das 47

13. Dezember 2019 - Christian Saris - Lesezeit: 7 - 9 min.

duisburg gedanken kultur politik soziokultur

Der interkulturelle Stadtteilladen “47” auf der Münzstraße ist am 12. Dezember vom Ordnungsamt der Stadt Duisburg geschlossen worden. Die Räumlichkeiten sind seitdem versiegelt und das Unverständnis gegenüber der Verwaltung sehr groß. Die Menschen der Stadt zeigen sich solidarisch und protestieren. Ein Kulturrat könnte für die Zukunft einen Dialog auf Augenhöhe ermöglichen.

Am Donnerstag, 12. Dezember 2019, fand gerade ein Brettspieleabend (!) im 47 statt als einer Pressemitteilung der Betreiber zufolge etwa ein Dutzend Mitarbeiter*innen des Ordnungsamtes die Räumlichkeiten des 47 betraten. Es wurde beklagt, dass der Stadtteilladen auf Facebook öffentliche Veranstaltungen angekündigt habe und somit zu einer Schanklizenz sowie einer vorzeigbaren Nutzungsgenehmigung verpflichtet gewesen sei. Außerdem seien brandschutzrechtliche Bestimmungen nicht eingehalten gewesen. Als Konsequenz forderten die Mitarbeiter*innen des Ordnungsamtes alle Anwesenden auf, das Lokal sofort zu verlassen. Die Türe wurde versiegelt. Wenig später gab der Betreiber - der gemeinnützige Verein 47 e.V. - bekannt, dass alle Veranstaltungen bis auf weiteres ausfallen werden und dass der Laden zum Jahresende schließen werde.

Der Projektladen 47 versteht sich als “Brücke zwischen Kulturen, Generationen und sozialen Schichten”. Es ist einer der seltenen Orte für Soziokultur in unserer Stadt. Bei Alt und Jung ein beliebter Ort, in dem alle Bürger*innen herzlich willkommen sind, an dem niedrigschwellig Kultur konsumiert und geschaffen werden kann, also ein Ort der kulturellen Teilhabe, der Begegnung und der Integration. Er wird getragen durch die Eigeninitiative engagierter Mitglieder des gemeinnützigen Vereins 47 e.V. und ist eine Bereicherung für unseren Bezirk Mitte. Das 47 stellt Angebote bereit, die die Stadt schon lange nicht mehr anbieten kann. Duisburg braucht mehr Orte der Soziokultur. Es zu schließen, ist genau der falsche Weg.

Das 47 ist ein Vereinsheim, in dem Getränke ohne Gewinnabsicht gegen Spende auf Selbskostenbasis aus einem Kühlschrank genommen werden können. Am Kühlschrank befindet sich ein Hinweis mit Spendenempfehlungen. Wie dies rechtlich zu bewerten ist, wird sich zeigen. Dass man in einem solchen Fall eine Schließung veranlasst ist völlig unverhältnismäßig. Es wäre möglich gewesen, anders hierauf zu reagieren. Die Schließung sollte nur die ordnungsrechtliche Ultima Ratio sein.

In jedem Fall ist es - leider wieder einmal - ein verheerendes Signal, das die Verwaltung dieser Stadt in Richtung der freien Kulturszene sendet. Ob es nun Zufall war, dass das Ordnungsamt in der Münzstraße kontrollierte oder politische Absicht: Die Praxis der Verwaltung einer Stadt, die sich gerne “Stadt des Ermöglichens” nennen möchte, sollte anders aussehen. Die Verwaltung aber auch die Politik dieser Stadt müssen sich endlich entscheiden, ob sie Orte der Soziokultur fördern möchten oder nicht.

Protest und Solidarität

Die Betreiber des soziokulturellen Projektladens 47 riefen zu einer Protestaktion auf, die am 14.12.2019 vor den verschlossenen Türen des 47 stattfand. Etwa 80 Menschen kamen der Aufforderung nach und zeigten bei Kälte und Regen ihre Solidarität mit dem 47.

Das Ordnungsamt zeigte abermals Präsenz. Es wurde versucht, einzuschüchtern und die Veranstaltung aufzulösen. Die Anmeldung einer spontanen Kundgebung wollten die Ordnungsamtler dann aber doch nicht entgegennehmen und zogen nach kurzer Rücksprache mit dem Vorgesetzten ohne weiteres Einschreiten vondannen.

Kulturrat muss her!

Ich ziehe zwei Schlussfolgerungen hieraus: Erstens haben soziokulturelle Orte wie das 47 in unserer Stadt einen starken Rückhalt in der Bevölkerung. Die Akteur*innen der freien Szene beweisen immer wieder aufs Neue, dass sie in der Lage sind, umfangreiche und anspruchsvolle Kulturprojekte für alle auf die Beine zu stellen. Zweitens hat die Verwaltung durch ihr unverhältmäßiges Vorgehen gezeigt, dass es ihr nicht darum geht, Orte der Soziokultur zu fördern, so wie es explizit im Kulturentwicklungsplan vorgesehen ist.

Die Kommunalpolitik muss nun - sollten die Bekenntnisse der Fraktionen im Rat ernst gemeint sein - klarstellen, dass wir in Duisburg Orte wie das 47 benötigen und dass ihnen Unterstützung angeboten werden muss. In Konfliktfällen darf nicht sofort die härteste Maßnahme vollzogen werden. Es muss einen Dialog auf Augenhöhe geben, der zum Beispiel im Kulturrat erfolgen könnte. Dieses bereits im Kulturentwicklungsplan vorgesehene Gremium soll aus Vertreter*innen Kulturschaffender, Kulturverwaltender, sowie Vertreter*innen von Bildung, Wirtschaft, Bau uns Soziales bestehen. Voraussetzung hierfür ist allerdings, dass die Verwaltung den Kulturrat endlich voranbringt.

In Bezug auf das entstehende soziokulturelle Zentrum am Stapeltor muss die Stadt dessen Akteuren einen echten Weg zeigen, wie das Zentrum am Stapeltor realisiert werden kann. Die politische Absicht zu beteuern, im Haushalt kein Etat dafür vorzusehen und ordnungsrechtlich unverhältnismäßig hart gegen andere Orte der Soziokultur vorzugehen ist kontraproduktiv und falsch.

Quellen


Soziokulturelles Zentrum - Die Ratssitzung

25. November 2019 - Christian Saris - Lesezeit: 8 - 10 min.

duisburg gedanken kultur politik soziokultur

Die Mehrheit des Rates der Stadt Duisburg hat heute in der öffentlichen Sitzung den Antrag “Erprobungsphase im Soziokulturellen Zentrum Stapeltor ermöglichen und unterstützen” abgelehnt.

Der Antrag sah vor, dass die Erprobungsphase mit dem vorliegenden Konzept begonnen werden und dass der Haushalt um die dazu benötigten Zuschüsse ergänzt werden solle. Weiterhin solle nach positiver Evaluation der Erprobungsphase ein weiterer Zuschuss für das Jahr 2021 zur Verfügung gestellt werden. Die Zuschüsse sollten vorbehaltlich der Genehmigung zur Nutzungsänderung ausgezahlt werden.

Nachdem Claudia Leisse von den GRÜNEN für den Antrag warb, bekräftigte Bruno Sagurna (SPD), dass das Projekt zwar generell unterstützt werde, aber erst dann, wenn alle notwendigen Anträge positiv beschieden seien. Die Genehmigung des Nutzungsänderungantrages stehe hier noch aus und ohne diesen könne es nicht weitergehen.

In der anschließenden Diskussion wurde der Antrag unter anderem damit begründet dass es - wenn doch das Projekt so breite Zustimmung erfahre - doch im zu verabschiedenden Haushalt vorgesehen werden müsse.

Kulturdezernet Krützberg bekräftigte dann noch einmal die Aussage Sagurnas, dass auch er seitens der Verwaltung nichts erarbeiten und zur Abstimmung reichen würde, das nicht genehmigt sei. Wenn es soweit sei würde man eine Finanzierungsmöglichkeit finden.

Bei der anschließenden Abstimmung stimmten die Fraktionen der Linken, der GRÜNEN und Ratsfrau Britta Söntgerath für und die große Mehrheit gegen den Antrag.

Resümee

Der Ratsentschluss ist natürlich ein weiterer Schlag ins Gesicht der Leute, die hier unter großem persönlichen und ehrenamtlichen Einsatz jahrelang auf das Soziokulturelle Zentrum hingearbeitet haben, aber hey… think positive! Immerhin:

  • gab es eine Diskussion im Rat! Bei so manch anderer Entscheidung hat die Groko sich nichtmals gegen einen Antrag geäußert, bevor er mehrheitlich abgelehnt wurde.
  • kam das Wort Soziokulturelles Zentrum wohlgesonnen und als dringend nötig bezeichnet in den Haushaltsreden von FDP, GRÜNEN und Ratsfrau Söntgerath vor.
  • wurde deutlich, dass das Projekt auch in der Fraktion Junges Duisburg wohlwollend behandelt wird.
  • ist klar geworden, dass die SPD mehrheitlich hinter dem Projekt steht und endlich öffentlich zugesichert hat, dass sie bei erteilten Genehmigungen auch zustimmen wird.

Bleibt nur zu hoffen, dass eine Konstante nicht wegbricht, mit der bisher alle gerechnet haben: Das Engagement und die Energie der Aktivst*innen und die Bereitschaft des Immobilienbesitzers.

Nachtrag

Mittlerweile gibt es eine Pressemitteilung der Initiative DU erhält(st) Kultur zur Ratssitzung:

Stellungnahme von DU erhält(st) Kultur

Soziokulturelles Zentrum: STAPELTOR-Initiative ist irritiert, aber weiter optimistisch

Der Rat der Stadt Duisburg hat dem Antrag über die Finanzierung des Soziokulturellen Zentrums nicht zugestimmt. Die Kosten für den Umbau des Gebäudes am Stapeltor sowie die Betriebskosten für die Erprobungsphase hätten in den Doppelhaushalt 20/21 eingeplant werden können. Nach den sehr produktiven Gesprächen mit Ratsmitgliedern vieler Parteien (Grüne, SPD, Linke, FDP) war der gemeinsame Zeitplan, diesen November endlich den Ratsbeschluss über die finanzielle Ermöglichung des Vorhabens zu erreichen. Anfang November hatten wir den Nutzungsänderungsantrag samt Brandschutzgutachten beim Bauordnungsamt eingereicht und damit den letzten notwendigen Schritt getan. Nun hat es also leider – wie bei den vorherigen drei Versuchen, im Kulturausschuss eine Beschlussvorlage zu diskutieren und dem Rat der Stadt zur Abstimmung zu empfehlen – immer noch nicht geklappt. Wir sind einerseits enttäuscht, geben aber unsere Hoffnung nicht auf.

Unsere Stellungnahme zur Ratssitzung vom 25.11.2019:

  1. Nach nun 14-monatiger ehrenamtlicher Arbeit vieler Akteur*innen, die endlich in und für Duisburg Soziokultur machen wollen, bedeutet die Ablehnung für uns nun wieder einmal: abwarten, vertrösten, weiterkämpfen.
  2. Wir haben den Antrag der Grünen zur Einstellung der Umbau- und Betriebskosten für die Erprobungsphase in den Haushalt und die Zustimmung der Fraktionen der Grünen um Claudia Leiße, der Linken sowie von Ratsfrau Britta Söntgerath sehr begrüßt und bedauern, dass im Vorfeld der Ratssitzung mit der SPD-Fraktion keine Einigung über den Zeitplan erfolgte.
  3. Wir entnehmen jedoch den Äußerungen in der Ratssitzung, dass auch die SPD-Fraktion hinter dem Projekt steht und öffentlich zusichert, dass sie bei erteilter Genehmigung der Finanzierung zustimmen wird. Dann ist ja eigentlich alles klar. Wir stehen in den Startlöchern.
  4. Die rege Debatte in der Ratssitzung stimmt uns positiv. Sie zeigt, wie wichtig das Thema für Duisburg ist. Offensichtlich sprechen sich viele demokratische Parteien, Ratsfraktionen, Ratsmitglieder inhaltlich nun für ein Soziokulturelles Zentrum aus. Na also, geht doch.
  5. Vor diesem Hintergrund verstehen wir weiterhin schlicht nicht, warum es nicht möglich ist/war, Finanzmittel für ein Vorhaben, das von einer großen Ratsmehrheit unterstützt wird, „vorbehaltlich der bauordnungsamtlichen Genehmigung“ in den Haushalt einzustellen, um endlich für Planungssicherheit zu sorgen.
  6. Dies wäre ein wichtiger Schritt für unser Bemühen, die uns vom Fonds Soziokultur zugesagten Fördermittel i.H.v. 19.000 €für die sozio-kulturelle Arbeit der Erprobungsphase, welche uns ursprünglich für das Jahr 2019 zugesagt wurden, in das Jahr 2020 transferieren zu dürfen. Wir stehen in engem Kontakt mit dem Fonds Soziokultur und kämpfen nach der erneuten Verzögerung weiter darum, diese Mittel nicht endgültig zu verlieren. Wenn in diesem Jahr doch noch ein positiver Beschluss der Stadt erfolgt, könnte uns dies eventuell noch gelingen. Auch für den Eigentümer der Immobilie, der uns die Räume nun seit 8 Monaten freihält, wäre dies ein wichtiges Signal, er kann nicht mehr lange in Vorleistung gehen.
  7. Wir sind irritiert über eine in der WAZ zitierte Aussage von Kulturdezernent Krützberg, wir seien „ohne inhaltliches Konzept“. Unser Erprobungs-Konzept erarbeiteten wir für die beim Kulturdezernenten angesiedelte Ermöglichungsgruppe Soziokulturelles Zentrum. Dort ist es seit Anfang des Jahres die Basis unserer gemeinsamen Arbeit. Zugleich legten wir es als Projektantrag dem Bundes-Fonds Soziokultur vor und wurden nach einem strengen und konkurrenzreichen Auswahlverfahren mit einer Förderzusage belohnt. Im September präsentierten wir dieses Konzept zudem im Kulturausschuss der Stadt Duisburg, hier wurde unsere Professionalität ausdrücklich gelobt. Wir gehen davon aus, dass es sich bei dem Zitat um ein Missverständnis handelt.
  8. Damit das Projekt nicht kurz vor dem Ziel scheitert, hoffen wir weiter auf eine Lösung noch in diesem Jahr und vertrauen auf die Verwaltung und Politik unserer Stadt, nach Genehmigung durch das Bauordnungsamt einen Dringlichkeitsbeschluss zu erwirken, wie von Herrn Krützberg im Rat der Stadt und zuvor öffentlich angekündigt. Wir sind weiter zuversichtlich, aber die Zeit drängt.


Was ist ein soziokulturelles Zentrum?

22. November 2019 - Christian Saris - Lesezeit: 9 - 11 min.

duisburg gedanken kultur politik soziokultur

In einem vorigen Post berichtete ich bereits über den Stand der Dinge bezüglich des Soziokulturellen Zentrums am Stapeltor 6, das es derzeitig (Stand November 2019) in Duisburg noch nicht gibt und das entstehen könnte, wenn Verwaltung und Politik, insbesondere die SPD Duisburg, mitspielen würden. Dieser Artikel will aufklären, was man eigentlich unter einem solchen Zentrum versteht und warum es eine Bereicherung für diese Stadt sein würde.

Was ist ein soziokulturelles Zentrum?

Eine einfache Definition:

Das Soziokulturelle Zentrum ist ein Ort der Zusammenkunft für Bürger*innen aller Stadtteile, um niedrigschwellige soziale kulturelle Angebote zu konsumieren oder selbst zu schaffen.

Es geht also um Integration im weitesten Sinne - also der Integration all derer, die in der Stadt leben, egal ob arm oder reich, gebildet oder bildungsfern, deutschsprachig oder nicht. Es geht darum, alle Leute zusammenzubringen, um möglichst vielen Leuten einer Stadt kulturelle Teilhabe zu ermöglichen und um demokratische Prozesse zu pflegen.

Noch anschaulicher ist die Beschreibung des Begriffes in diesem Video aufbereitet. (Quelle/ Urheber: Kulturzentrum BARMBEK°BASCH).

Ein Gewinn für die Stadt

Soziokulturelle Zentren sind eine Bereicherung für eine Stadt, denn sie geben nicht nur allen Menschen eine Möglichkeit der kulturellen Teilhabe, sondern sie verleihen einer Stadt auch einen weiteren urbanen Charakter.

Schaut man in die Nachbarstädte Oberhausen, Essen, Bochum oder Düsseldorf, so fällt auf, dass sie seit Jahrzehnten solche Einrichtungen etabliert haben. Nicht nur das. Kultur hat sich nach dem Strukturwandel im Ruhrgebiet als eigenständige Branche herausentwickelt und soziokulturelle Zentren wie zum Beispiel der Bahnhof Langendreer in Bochum, das Zakk in Düsseldorf, die Zeche Carl in Essen oder aber das Druckluft und das Zentrum Altenberg in Oberhausen sind wichtige Player in dieser Branche geworden. Sie ergänzen das Kulturangebot einer Stadt um solche, die den urbanen Charakter ebenso ausmachen wie das Vorhandensein eines Theaterensembles, eines Sinfonieorchesters oder einer Oper. Sie ziehen unterschiedlichste Menschen in die Städte, erhalten Freiräume und sie fördern sowohl Kreativität als auch die Agilität einer Stadtgesellschaft.

Duisburg - eine Stadt ohne Subkultur?

Duisburg ist eine der wenigen Großstädte ohne ein solches Soziokulturelles Zentrum. Die freie Kunstszene hat es seit jeher schwer. Die großen Kulturfestivals fokussierten sich in der Vergangenheit eher darauf, kulturelle Angebote auswärtig einzukaufen als lokale Kultur zu fördern. Der städtische Etat für die freie Kunstszene im Haushalt der Stadt war im Vergleich zu den anderen Ruhrgebietsstätten auffallend gering.

Dennoch gediehen mit wenig oder gar keiner städtischen Förderung durchaus “kleine Perlen” im Stadtgebiet. Ob dies nun das 47 in der Münzstraße ist, das Lokal Harmonie in Ruhrort, das Syntopia in Hochfeld oder der Rote Stern Ruhrort. Dies alles sind Stätten, an denen kulturelle Teilhabe ermöglicht wird und auch bewiesen wird, dass es in dieser Stadt einen Bedarf dafür gibt. Hinzukommen die wenigen Clubs in Duisburg, die Subkultur pflegen und entstehen lassen. Doch werden diese nicht als Kulturstätten angesehen sondern vielmehr als Vergnügungsstätten. Sie haben häufig mit den Nachbarn zu kämpfen, die - obwohl sie innenstadtnah wohnen - wenig tolerant gegenüber Ruhestörungen nach 22 Uhr sind. Solche Orte sind rar gesäht und gefährdet in Duisburg. Die Stadt muss endlich begreifen, dass sie wichtig sind und Bestandteil eines agilen Innenstadtentwicklungskonzeptes sein können.

Erfolgreich scheitern - Es gibt keinen Antrag für die nächste Ratssitzung

Obwohl die Duisburger SPD sich bereits mehrfach zu dem Projekt bekannt hat (GRÜNE, FDP und Linke ebenso) bringt sie keinen Antrag in den Rat ein, die Verwaltung leider auch nicht.

Die Aktivist*innen waren bereits erfolgreich. Sie haben Wettbewerbe und damit Fördergelder für ihr Konzept des Soziokulturellen Zentrums gewonnen. Diese Gelder könnten nicht abgerufen werden, wenn es keinen Antrag in der Ratssitzung vom 25.11.2019 gibt, in der hierüber entschieden wird. Wenn es scheitern würde, wäre dies eine große vertane Chance und eine Schande für Politik und Verwaltung gegenüber den Ehrenamtlichen, die somit jahrelang umsonst für dieses Projekt gekämpft hätten.

Mittlerweile gibt es einen Antrag der Fraktion der GRÜNEN im Rat der Stadt, der darauf zielt, die Erprobungsphase des Soziokulturellen Zentrums mit dem vorliegenden Konzept zu beginnen und die städtischen Zuschüsse vorbehaltlich der Genehmigung zur Nutzungsänderung auszuzahlen. Doch ohne die Unterstützung der SPD hat dieser Antrag sicherlich keine Chance. Hierzu die Pressemitteilung der GRÜNEN Ratsfraktion vom 21. November 2019:

Pressemitteilung der GRÜNEN Ratsfraktion vom 21. November 2019

In der nächsten Ratssitzung am 25. November wird über den Haushalt der Stadt Duisburg der kommenden 2 Jahre beschlossen. Allerdings sind bisher keine finanziellen Mittel für die Erprobungsphase des Soziokulturellen Zentrums am Stapeltor eingestellt wurden. Ohne eine finanzielle Zusicherung seitens der Stadt könnte das Projekt die schon beantragten Fördermittel des Landes verlieren. Damit dies nicht passiert, haben die GRÜNEN einen Haushaltsantrag gestellt, mit dem das Projekt Soziokulturelles Zentrum noch zu retten wäre.

Claudia Leiße, Fraktionssprecherin und Mitglied im Kulturausschuss erläutert:

„Aktive des Soziokulturellen Zentrums in Gründung stellten dem Kulturausschuss im Sommer ihr Konzept vor. Es ist plausibel und durchdacht und die Finanzierung nachvollziehbar. Über alle Fraktionen hinweg wurde Unterstützung zugesichert, denn ohne Zuschuss der Stadt ist die Einrichtung eines solchen Zentrums für alle Generationen und Kulturen nicht möglich. Und doch findet sich im Haushalt nicht einmal die kleinste Erwähnung des Zentrums wieder. Und die fordern wir jetzt ein.

Wir können nicht verstehen, wie wenig Wertschätzung das ehrenamtliche Engagement der Aktiven des Soziokulturellen Zentrums in Duisburg erfährt. Sie haben bisher die Arbeit gemacht, die eigentlich schon die Stadt vor Jahren hätte machen müssen. Und das aus eigener Kraft mit großem Einsatz und geringen Finanzmitteln vom Land.“

Die Geschichte des Soziokulturellen Zentrums in Duisburg ist eine, die von vielen Höhen und Tiefen geprägt ist. Seit mehr als drei Jahren arbeitet eine Gruppe Ehrenamtlicher an der Einrichtung eines Soziokulturellen Zentrums und immer wieder wurden sie vertröstet.

Nachdem die Stadtverwaltung klar gemacht hatte, dass die Alte Feuerwache in Hochfeld nicht mehr zur Verfügung steht, suchten sie nach neuen Räumlichkeiten im Innenstadtbereich.

Im vergangenen Jahr bot sich schließlich die Chance, den Traum eines Soziokulturellen Zentrums am Stapeltor im ehemaligen Textilhaus Decher zu verwirklichen. Der Eigentümer Christian Otto zog genauso mit wie der Architekt Dieter Düster. Ein Konzept für eine Erprobungsphase wurde erstellt, die Finanzierung dargelegt und schließlich der Antrag auf Baugenehmigung eingereicht.

All dies reicht dem Kulturdezernenten und den Entscheidern der Politik offensichtlich nicht, denn die Stadt Duisburg hätte Mittel zur Unterstützung des Vorhabens in den Haushalt einstellen müssen.

Nun drängt die Zeit, denn gerade Letztere drohen Anfang 2020 zum Teil verloren zu gehen, weil es keinen politischen Beschluss zum Beginn der Erprobungsphase gibt.

Claudia Leiße hofft noch auf ein Einlenken insbesondere der SPD, die auf ihrem Parteitag vor zwei Jahren den Beschluss gefasst hatte, dass es in Duisburg ein Soziokulturelles Zentrum geben soll: „Die SPD sollte sich doch an ihre eigenen Beschlüsse nicht nur erinnern, sondern auch halten.“

  • 22.11.2019: In einer vorigen Version dieses Artikels hieß es, es bedürfe einer Beschlussvorlage. Dies ist nicht richtig. Es bedarf eines Antrages. Dies wurde korrigiert.


Liebe SPD, es bedarf eines Antrags! - Ein Soziokulturelles Zentrum für Duisburg

20. November 2019 - Christian Saris - Lesezeit: 8 - 10 min.

duisburg gedanken kultur politik soziokultur

“Wir sind so nah dran wie nie zuvor.”

sagte Kulturdezernent Krützberg am 4. April dieses Jahres, als er auf der Couch im Ladenprojekt 47 auf der Münzstraße saß. Er war als besonderer Gast im Rahmen einer Veranstaltungsreihe geladen, die die freie Kunstszene Duisburgs für die diesjährigen Akzente ausgetragen hatte. Das, was Krützberg so nah wie noch nie sah, war die Realisierung eines Projektes für das etliche Akteur*innen aus Duisburgs freier Kunstszene seit mehr als fünfzehn Jahren ehrenamtlich gekämpft haben: die Erprobungsphase eines Soziokulturellen Zentrums für Duisburg.

Seit dieser Veranstaltung ist viel geschehen. Der Besitzer einer Immobilie am Stapeltor hat sich gemeldet und angeboten, das Soziokulturelle Zentrum dort zu realisieren. Nach einer Besichtigung und einem gegenseitigen Kennenlernen stand schnell fest, dass der Ort von allen Beteiligten für geeignet befunden wurde. Die Ermöglichungsgruppe, die aus Akteuren von Kultur, Poltik und Verwaltung gebildet wurde mit dem Ziel, ein solches Zentrum erprobend im Zeitraum 2018/2019 und dauerhaft ab spätestens 2020 in Betrieb zu nehmen konnte nun mit der Arbeit fortfahren.

Am 25. November 2019 könnte der Stadtrat den Startschuss geben… könnte

Von Seiten der Politik war seit einer Informationsveranstaltung im Gramatikoff klar geworden, dass das Projekt Unterstützung finden wird, wenn ein Ort, ein Finanz- und Fachkonzept vorliegt. Ein Ort war ja nun gefunden. Der Beschluss des Kulturausschusses vom 11.04.2019 beauftragte die Verwaltung, ein Finanzkonzept zu erarbeiten. In einer weiteren Sitzung des Ausschusses wurden die Akteur*innen eingeladen, das Nutzungs- und Finanzkonzept sowie den aktuellen Stand der Dinge vorzustellen.

Hier wurde deutlich, dass die künftigen Betreiber des Stapeltors “ihre Hausaufgaben” gemacht hatten. Dezidierte Baupläne für den notwendigen Nutzungsänderungsantrag wurden mit Hilfe des Architekten Dieter Düster vorbereitet, das Brandschutzgutachten war auf den Weg gebracht und auch die Schallprognose erwies sich als unkritisch. Der Bauantrag wurde mittlerweile gestellt, aber noch noch nicht entschieden. Die Aktivist*innen sind guter Dinge, in der nächsten Sitzung des Rates der Stadt Duisburg am 25. November den Startschuss zu erhalten.

Um in der nächsten Ratssitzung einen entsprechenden Beschluss fassen zu können bedarf es jedoch eines Antrags. Die Duisburger SPD hat hat sich bereits mehrfach dazu bekannt, das Soziokulturelle Zentrum am Stapeltor unterstützen zu wollen, GRÜNE und Linke ebenso.

Schaut man in die vorläufige Tagesordnung der Ratssitzung vom 25. November, so findet man jedoch leider keinen hierauf zielenden Antrag.

Sollte es nicht zu einem gemeinsamen Antrag kommen, so wäre dies ein katastrophales Zeichen für die Aktivist*innen, die sich mit höchstem ehrenamtlichen Engagement und natürlich komplett unentgeltlich lange Zeit mit viel Herzblut für diesese Projekt eingesetzt haben. DU erhält(st) Kultur hat Fördergelder in Wettbewerben für dieses Projekt gewonnen. Diese Förderung würde wegfallen, wenn es nicht noch in diesem Jahr zur Umsetzung kommt. Dies wäre nicht nur ein Wegfall von Geldern sondern auch eine mangelnde Wertschätzung der Leistung der Aktivist*innen durch Politik und Verwaltung.

Falls die Aktivist*innen entmutigt würden, hätte Duisburgs Politik diese Chance zur kultur- und integrationspolitischen Weiterentwicklung verspielt. Darüberhinaus ist auch fraglich, wie lange der Besitzer der Immobilie noch die Geduld aufbringen wird, die Räumlichkeiten für das Projekt freizuhalten. Für ihn bedeutet das Warten auf den Startschuss nämlich Verluste, denn der Raum könnte sicherlich anderweitig vermietet werden.

Die Politik ist also gefragt. Allen voran: die SPD Duisburg, denn sie könnte eine Mehrheit im Rat verschaffen. Nun auf, liebe SPD! Die Fraktionen der GRÜNEN und sicherlich auch der Linken stehen bereit! Diese Stadt braucht einen Ort für Soziokultur. Lasst es uns angehen!

Update

  • 22.11.2019: Mittlerweile gibt es einen Antrag der Fraktion der GRÜNEN im Rat der Stadt, der darauf zielt, die Erprobungsphase des Soziokulturellen Zentrums mit dem vorliegenden Konzept zu beginnen und die städtischen Zuschüsse vorbehaltlich der Genehmigung zur Nutzungsänderung auszuzahlen. Doch ohne die Unterstützung der SPD hat dieser Antrag sicherlich keine Chance. Hier die Pressemitteilung der GRÜNEN Ratsfraktion vom 21. November 2019 dazu
  • 22.11.2019: In einer vorigen Version dieses Artikels hieß es, es bedürfe einer Beschlussvorlage. Dies ist nicht richtig. Es bedarf eines Antrages. Dies wurde korrigiert.

Die Bilder stammen von einer Schnupperveranstaltung am 19.11.2019. Nichtöffentlich wurden Kulturinteressierte, Nachbar*innen, Politiker*innen, etc. eingeladen, den Stand der Dinge zu erfahren und die Räumlichkeiten kennenzulernen. Die Aktivist*innen haben gezeigt, was in ihnen steckt: es war ein stimmungsvoller Abend mit Musik und Tanz im Gebäude des Stapeltor 6. Etwa 200 Menschen waren zu Gast und alle waren begeistert zu sehen, was hier in Duisburg entstehen wird.

Das Video unten zeigt die Aufzeichnung der Veranstaltung im 47, die unter dem Titel Ermöglichen - So geht das. Teil 3 - Na siehste, geht doch! im Rahmen der Duisburger Akzente stattfand - Quelle

Anhang


Die GRÜNEN und Homöopathie

12. November 2019 - Christian Saris - Lesezeit: 10 - 12 min.

gruene politik wissenschaft

Im Bayerischen Landtag (Drucksache 18/3320) wollte eine Gruppe von CSU Abgeordneten die bayerische Landesregierung auffordern, durch eine Studie untersuchen zu lassen,

wie ein reduzierter Antibiotikaeinsatz im medizinischen Bereich realisiert werden kann.

Man wolle einen Weg suchen, Todesfälle durch multiresistente Keime zu vermeiden. Soweit so gut. Dann wird es aber vollkommen bizarr:

Dabei soll auch und insbesondere die Rolle alternativmedizinischer Methoden in den Blick genommen werden. Auch soll in diesem Zusammenhang eine mögliche positive Rolle von ggf. ergänzend verabreichten homöopathischen Präparaten beleuchtet werden.

Man möchte also ermitteln, ob die so genannte “Alternativmedizin” und besonders die “Homöopathie” geeignet ist, in dieser Hinsicht Todesfälle zu verhindern, denn laut einer Studie der OECD könnten in den kommenden 31 Jahren rund 2,4 Mio. Menschen in Europa, Nordamerika und Australien an Infektionen mit multiresistenten Keimen versterben. Dieser Anstieg der tödlichen Infektionen sei in der “oftmals unnötigen Antibiotikaverordnung” begründet.

So löblich es ist, sich Gedanken zu machen, wie man dem überbordenden Gebrauch von Antibiotika und deren durchaus ernst zu nehmender Gefahr der Multiresistenzen entgegenwirken zu wollen, so weltfremd wirkt es doch, dass man versucht, Wirkungszusammenhänge von Zuckerkügelchen nachzuweisen, die man schon so oft versucht hat, nachzuweisen, jedoch immer gescheitert ist. Ein wissenschaftlich plausibler biochemischer Wirkmechanismus, der über den Placeboeffekt hinausgeht konnte bis dato jedenfalls nicht nachgewiesen werden.

Na und? Ist doch nur ein Prüfantrag!

Naja, das Schlimme daran ist:

  1. Der Antrag wurde mit der Mehrheit der Stimmen im bayerischen Landtag angenommen.
  2. Dies hat zur Folge, dass eine Studie mit Steuermitteln bezahlt wird (geschätzte 300.000 bis 400.000 Euro), dessen Ergebnis nach aktuellem Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse bedeutungslos sein wird.
  3. Schaut man sich das Abstimmverhalten an, so fällt auf, dass nicht nur die Regierungsparteien (CSU und Freie Wähler) für den Antrag gestimmt haben, sondern bis auf drei Enthaltungen auch alle anwesenden Fraktionsmitglieder der GRÜNEN.

Die Reaktionen

Die SPD-Fraktion im Bayerischen Landtag war sichtlich irritiert und veröffentlichte ein Sharepic mit dem Abstimmverhalten der einzelnen Fraktionen und stellte verständlicherweise fest:

Hier das Ergebnis der heutigen Abstimmung zum absurden Homöopathie-Antrag der CSU, die untersuchen lassen will, ob sich eine Sepsis statt mit Antibiotika nicht auch mit Zuckerkügelchen behandeln lässt. Wir sind etwas fassungslos. (Quelle)

(Quelle)

Der Facebookbeitrag hat bis heute (Stand 12.11.2019) 730 Kommentare. Zumeist sind es Kommentator*innen, die das Abstimmungsverhalten der GRÜNEN nicht nachvollziehen können und die Fraktion ob ihrer Wissenschaftsferne ins Lächerliche ziehen. Der Druck auf die GRÜNE Fraktion schien schließlich so hoch geworden zu sein, dass sie sich genötigt sah, selber hier den Beitrag der SPD zu kommentieren. Dieser geht jedoch völlig am Kern der Kritik vorbei und sorgte in Folge für noch mehr Gelächter und Kopfschütteln.

Wir Grüne wissen, dass wir ein zunehmendes Problem mit multiresistenten Krankheitserregern, die aus überbordendem Antibiotikaeinsatz resultieren, haben. Es ist gut, dass die Söder-Regierung nach Alternativen sucht und den Antibiotika-Einsatz wissenschaftsbasiert zurückfahren will

Grüne Glaubwürdigkeit!

Ich bin Mitglied der GRÜNEN, politisch aktiv und bin gerade dabei, mein politisches Engagement für diese Partei zu verstärken. Keine andere Partei vertritt meinen politischen Standpunkte so wie diese Partei. Gleichwohl habe ich aber eine klare Haltung zum Thema Homöopathie und bin fest davon überzeugt, dass die Wissenschaft die Methode der Wahl ist, politisches und staatliches Handeln zu leiten. Meine Partei ist die einzige Partei, die seit Jahrzenten in ökologischen Fragestellungen (zum Beispiel Klimaschutz) erstens eine klare Kante bezieht und zweitens diesen Fragestellungen eine hohe politische Priorisierung beimisst. Dies tut sie weitestgegend nüchtern, rational und auf der Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse.

Gerade bei emotionalen Themen - und das Thema Ökologie wird derzeitig sehr emotional politisch bearbeitet - ist es ungeheuer wichtig, sich auf Rationalität zu berufen und gerade nicht die unzählig vorhandenen Verschwörungsfantasien sowie emotions- und glaubensbasierten Entscheidungsmodelle zu bedienen. Dies finde ich besonders wichtig, da extremistische Strategen genau auf diese Mechanismen zurückgreifen, um ihr Klientel zu erreichen, zu aktivieren und zu erweitern. Dieses Spiel darf niemand mitspielen, der eine offene, freie Gesellschaft gutheißt und einen demokratischen Rechtsstaat erhalten will. Denn ein funktionierender Rechtsstaat heisst auch, dass er vorhersehbar und nach festen Regeln handelt. Glauben oder Metaphysik haben da nichts zu suchen.

Umso schmerzlicher ist es für mich, festzustellen, dass es bei uns GRÜNEN offensichtlich größere Gruppen gibt, die diese Wissenschaftlichkeit in Teilen in Frage stellen oder akzeptieren, dass ein Teil der Wählerschaft dies tut.

Das Thema Homöopathie ist hier gleichermaßen zu nennen wie auch die Themen Glyphosat und Gentechnik. Auch hier gibt es Parteientscheidungen, die scheinbar bar jeder Wissenschaftlichkeit und aufgrund von unbelegbaren Befürchtungen oder Fehlinformationen getroffen wurden. Aber dies ist sicherlich ein anderes Thema.

Und jetzt?

Vom 15. bis zum 17. November 2019 findet in Bielefeld die Bundesdelegiertenkonferenz der GRÜNEN statt. Auf dieser werden viele wichtige Richtungsentscheidungen diskutiert und beschlossen. Ein Thema könnte auch das Thema Homöopathie sein. Der Antrag “Echter Patient*innenschutz: Bevorteilung der Homöopathie beenden” hat schon die Gemüter bewegt (siehe Diskussionen im o.g. Link) und man überlegt, diesem polarisierenden Thema eine eigene Veranstaltung zu widmen.

Ich selber habe den Antrag unterstützt und wünsche mir, dass die Partei zu diesem Punkt rasch und eindeutig Position bezieht. Gleichwohl kann ich aber auch verstehen, wenn man sich dazu entschließt, diesem Thema eine eigene Veranstaltung zuzugestehen, sofern dann die Zielrichtung ist, einen gemeinsamen Beschluss in dem Thema zu fassen.

Ich halte jedenfalls die Wissenschaftsferne bestimmter Parteifreund*innen für wenig glaubwürdig, ja parteischädigend. In Gesprächen mit Freunden und potenziellen Wähler*innen stoße ich auf immer mehr Unverständnis in Bezug auf die Akzeptanz der Homöopathie im Politikverständnis der GRÜNEN. Traurig aber wahr.

Worum es eigentlich geht

Der eigentliche Knackpunkt, der hinter der ganzen Debatte steht ist doch der Umstand, dass medizinische Güter und Dienstleistungen endlich sind und dass das Problem entsteht, Kriterien zu entwickeln, wie der Staat oder Krankenkassen welche Art von Therapien und Medikamente unterstützen sollen. Viele Menschen scheuen diese Diskussion, da sie der Meinung sind, dass man so etwas nicht rationieren sollte. Letztendlich kann sich jedoch niemand davor erwehren, dass es schlichtweg nicht möglich ist, jede*n mit jeder möglichen Therapie zu versorgen.

Die Ausarbeitung eines festen, für alle gültigen und nachvollziehbaren Regelwerkes, das entscheidet, wer unter welchen Umständen welche Mittel zur Verfügung gestellt bekommt, ist daher unumgänglich. Eine sinnvolle Regel, die als Eingangskriterium aller zu berücksichtigenden medizinischen Güter dienen sollte ist die wissenschaftlich nachgewiesene Wirksamkeit. Ist diese vorhanden, kann man darüber verhandeln, wer diese unter welchen Umständen staatlich bezuschusst bekommt. Falls die Wirksamkeit nicht gegeben ist eben nicht. Ob das Mittel dann ein Produkt der pharmazeutischen Industrie ist oder ein Produkt der Naturheilkunde, ist dann völlig unerheblich.

Quellen:

Medienecho


Alles neu macht der November

6. November 2019 - Christian Saris - Lesezeit: 4 - 5 min.

gedanken nerds' stuff technologie

Seit mindestens 2005 setze ich als Blogsoftware für meine Seiten Wordpress ein. Auch wenn sich der Administrationsbedarf mit fortschreitender Versionsnummer immer weiter reduziert hat, fand ich es irgendwann nervig und vom Aufwand nicht mehr verhältnismäßig. Gerade wenn ich bedenke, wie wenig ich auf der Seite überhaupt mache.

Zwar bietet Wordpress das automatische Update der Software an aber bei den drölfzig Plugins, die ich da installiert hatte kam es immer wieder zu Konfigurationsbedürfnissen ganz zu schweigen von irgendwelchen PHP Versionsumstellungen und -inkompatibiltäten.

Außerdem ist der Gedanke, die verbreiteteste Blogsoftware zu verwenden, bei der alle paar Wochen Security Issues bekannt werden in Verbindung mit der Tatsache, dass die Tablespacegröße der benutzten Datenbank immer weiter wuchs ohne dass ich wirklich aktiv war schon ein bisschen scary.

Back to the roots

Zeit für Veränderungen jedenfalls. Ich suchte eine Methode, möglichst wartungsfrei ein paar Zeilen veröffentlichen zu können und nach Möglichkeit meine bisherigen Beiträge nicht zu verlieren.

Meine erste Webseite irgendwann aus den späten 1990ern war eine statische wahrscheinlich damals mit Frontpage Zusammengebaute und sehr “stylish”… nunja.

Und jetzt – Jahrzehnte später – hatte ich das Gefühl, die Zeit sei wieder reif für eine statische Seite.

Jekyll

Aber natürlich will heute keiner mehr eine Webseite mit dem Vi oder einem anderen Editor aufbauen und pflegen. Nach einiger Recherche stieß ich auf Jekyll – einer Ruby-basierten freien Umgebung, die komfortabel das Generieren statischer Webseiten ermöglicht. Die Software existiert schon seit 2008 und wurde seitdem stetig weiterentwickelt. Mittlerweile ist sie sehr verbreitet nicht zuletzt dadurch, dass sie von Github adaptiert wurde (GitHub Pages).

Man kann Beiträge und Seiten wahlweise in Markdown oder in HTML verfassen und zusammen mit Liquid Markup, einer Skriptsprache, die eigentlich alles Nötige automatiserbar macht generiert man dann eine statische Webseite.

Nach einer kleinen Einarbeitungszeit war ich in der Lage, diese Seite hier aufzubauen.

EDIT: Nach einer etwas längeren Einarbeitungszeit stehen jetzt endlich ein paar weitergehende Features bereit.

(Screenshot)

Dies sind:

Ich bin entzückt und hoffe, es gefällt.

wordpress2jekyll

Jetzt galt es nur noch, alte Artikel zu konvertieren, damit diese nicht verloren gingen. Ich bin mit Hilfe des Wordpress Plugins wordpress-jekyll nach Dieser Anleitung vorgegangen. Das Plugin generiert eine Verzeichnisstruktur mit allen in Posts (und Drafts) verwendeten Bildern und Dateien sowie Markdowndateien der Beiträge. Hiermit war es recht einfach die “Vergangenheit” zu sichern und somit diese Seite auf die Beine zu stellen.


14 von 15