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4. Januar 2007 - gesus - Lesezeit: 8 - 9 min.

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Geh doch nach Berlin! Published December 23rd, 2006 in nerd’s stuff, politics and netculture. 0 Comments

Okay, mach ich! :-) Vier Tage, 130 Vorträge und 20 Workshops unter dem Motto “Who can you trust?”. Diesmal klappt es endlich! Am 26. heisst es: Auf nach Berlin zum 23. Chaos Communication Congress des CCCs. Jippieh! :-D

Erster Bericht

Na endlich ist es einmal so weit. Mit prometoys zusammen habe ich mich auf den Weg nach Berlin gemacht. Gestern angekommen - nicht wirklich wissend wo ich da genau pennen werde - habe ich dann doch eine Unterkunft gefunden, was meine anfängliche Skepsis der ganzen Aktion gegenüber erlöschen ließ.

Was den Kongress angeht, ist das etwas Wunderbares in meinen Augen. Zum Einen vom Konsumentenauge gesehen… Es gibt hier Club Mate im Überfluss und es dauert nicht mehr lange, dann wird mir bestimmt schlecht davon. Zum anderen von den Themen. Zuerst habe ich einen Vortrag über einen probalistischen Ansatz zur Modifikation von gnuPG gehört sowie einen Vortrag, der die Relevanz beinahe aller hier behandelten Themen in Frage stellen wollte, in dem zudem darauf aufmerksam gemacht wurde, dass diese hier diskutierten technischen Fachfragen 95% aller Menschen nicht die Bohne interessiert.

Darüber hinaus gewähren mir glücklicherweise die Leute vom Indymedia-Stand während des Kongresses Unterschlupf… somit habe ich auch zwischen den Vorträgen immer einen gemütlichen Platz zum Sitzen, zum Parken des Rechners und zum Surfen :-D Mal sehen, wie’s weitergeht… gleich wird’s auf jeden Fall groovy.

Kann das nicht immer so schnell sein?

Abschlussbetrachtung

Eindrucksvolle Tage waren es auf dem 23. Chaos Communication Congress des CCC in Berlin! Vom 27. bis zum 30. Dezember 2006 hatte ich das Vergnügen, dort sein zu können und viele neue Eindrücke von Nerds (w/m), vom CCC, von Berlin, von mir selbst und von Themen rund ums Motto “Who can you trust” sammeln zu können.

Und in diesem Blogartikel versuche ich einmal - kurz und in Stichpunkten - zusammenzutragen, was hängen geblieben ist, jetzt wo alles schon einmal gesackt ist.

Ich weiß jetzt durch einen Vortrag, welche beeindruckenden Sachen man mit Xen machen kann. Insbesondere, dass man virtuelle Maschinen mal eben von einem Server zum Anderen hin und herschieben kann ohne längere Downtimes oder dass man während des laufenden Betriebes einer Maschine mehr oder weniger Prozessoren bzw. Arbeitsspeicher zur Verfügung stellen kann… das klang schon sehr mächtig.

An anderer Stelle ist mir mit einem gewissen Schmunzeln aufgefallen, dass vor wenigen Jahren beim Aufkommen der RFID-Technologie alle darüber geflucht haben und nun beim Kongress gab es Sputnik, einen programmierbaren RFID-Sender, den man für schlappe 10 EUR kaufen konnte und seine Bewegungen im Berliner Kongresszentrum tracken lassen konnte. Und alle wollten ihn haben ;-)

…und noch mehr Böses war sehr angesagt: Sonst eher aus militärischen Bereichen bekannt gab es selbstgebaute Drohnen zu bestaunen, die fast unbemerkt fliegen und Bilder übermitteln können.

Themensprung: Groovy ist eine dynamisch Sprache für die Java VM, die mich wirklich vom Hocker geworfen hat… nur einige Schlagworte: typenlose Sprache, Alles ist ein Objekt, Closures sind möglich, vereinfachtes Exception Handling, vereinfachte Syntax und, und und.

…Rop Gonggrijp ermutigte das Auditorium in lockerer und gewitzter Art und Weise zu mehr Engagement in Bezug auf das Thema “We do not trust voting computers” in anderen Ländern…

…Alex Antener berichtete über den Einsatz von freier Software an einer Hochschule in Malawi als Ablösung von Redhat Linux- und Windowssystemen. Hierbei wurde unter anderem deutlich, dass bekannte Softwaremonopolisten unter dem Deckmantel der Gutmütigkeit der Entwicklungshilfe afrikanischen Akteuren Software anbieten und diese mit Knebelverträgen verbinden, die auf keinen Fall nachhaltig wirken können. Hier wurde wieder einmal klar, in welchem Überfluss wir hier leben, wenn man mal bedenkt, dass “dort” ein 1,5 MBit DSL-Zugang etwas richtig Besonderes ist und ein Schweinegeld kostet… naja weiter zu den Vorträgen…

…Ein Vortrag, der völlig aus der Reihe fiel aber mir deswegen nicht weniger gut gefiel, war der von Thomas Waldmann, der die versammelten Nerds aufklären wollte über Vitamin C… Näheres in seiner (oldschool-) Präsentation. Da wussten die Meisten doch eher nichts mit anzufangen und quittierten mit viel Kopfschütteln.

Nicht unerwähnt bleiben sollte auch der Vortrag von Lawrence Lessig, dem Gründer der Creative Commons-Bewegung, der in einer multimedialen Show seine Ansichten bzgl. “On Free, and the differences between culture and code” eindrucksvoll zum Besten gab. (Ein paar Vorträge - so auch diesen - gibt es auf den inoffiziellen Mirrors bereits zum Download).

Am Abend gab es immer gute Unterhaltung - sei es das Hacker Jeopardy, das Hörspiel über Konrad Zuse oder den Stand-Up Comedy Approach to hacking. Bei diesen Veranstaltungen hätten nicht Nerds - glaube ich - nicht einen Witz verstanden. Das war großartig, einmal so viele um sich zu haben, die sowas witzig finden.

Was ich verpasst habe:

Leider ist es mir bei all dem “Stress” nichtmals ansatzweise gelungen mich mit den Spielregeln von Go in der von cr und sv liebevoll gestalteten Go-Lounge vertraut zu machen. Dafür waren einfach zu viele neue Sachen um mich herum, die nur beim Kongress zu entdecken waren.

Außerdem war es fast nicht möglich, das Berliner Nachtleben so richtig zu genießen… (okay, nimmt man einmal das Entenhaus aus Prometoys Beitrag “Kegeln für den Weltfrieden” heraus, was wirklich großartig war). Dazu hatte der Tag eben zu wenige Stunden und der Kongress zu viele interessante Events.

Fazit

Dass ich von Berlin selbst nicht viel mitbekommen habe, schmerzt nicht wirklich. So mittlerweile kenne ich die Stadt doch irgendwie. Es war völlig neu für mich, mehrere Tage lang Leute um mich herum zu haben, die Nerdthemen interessant fanden… und es war zudem noch ein total tolles Gefühl, dass - entgegen des weit verbreiteten Klischees der Nerds als Sozialversager - so viele (aber nicht alle) Leute, was das angeht, echt einen wirklich patenten Eindruck machten. Im nächsten Jahr werde ich wohl gerne wieder nach Berlin fahren, um mir den 24. Chaos Communication Congress anzutun. :-)

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